Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir vor der Wende in der Schule das Lied „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ gelernt haben. Da ich schon damals ein begeisterter Sänger war (allerdings mit eher mäßigem Talent) habe ich lauthals mitgesungen. Nicht bewusst war mir aber der Inhalt, oder besser gesagt, das völlige Fehlen desselben.
Die ursprüngliche Version dieses Liedes geht auf eine alte Schweizer Volksweise zurück und hatte folgenden Text:
|: Es ist für uns eine Zeit angekommen,
es bringt uns eine große Gnad. :|
Unser Heiland Jesus Christ,
der für uns, der für uns,
der für uns Mensch geworden ist.
2. |: Es sandte Gott seinen Engel vom Himmel
zur Jungfrau hin nach Nazareth. :|
"Sei gegrüßt, du Jungfrau rein,
den aus dir, denn aus dir,
will der Herr geboren sein.!
Als die Nazis sich daran machten, für ihr Julfest alle christlichen Bräuche im Alltag zu eliminieren, machten sie auch vor den Weihnachtsliedern nicht halt. Nachdem man erst das Wort Gnade entfernt hatte, enthielt die endgültige Version keinerlei Bezüge zum Glauben mehr:
Es ist für uns eine Zeit angekommen,
die bringt uns eine große Freud.
Es ist für uns eine Zeit angekommen,
die bringt uns eine große Freud.
Übers Schneebedeckte Feld,
wandern wir, wandern wir,
durch die weite, weiße Welt.
Am hohen Himmel ein leuchtendes Schweigen,
erfüllt die Herzen mit Seeligkeit.
Am hohen Himmel ein leuchtendes Schweigen,
erfüllt die Herzen mit Seeligkeit.
Unterm sternbeglänzten Zelt,
wandern wir, wandern wir,
durch die weite, weiße Welt.
Man beachte die militant-atheistische Trivialität dieser Version. Statt der Ankunft Jesu sinnloses Herumgelaufe im Schnee, statt einem Engel Gottes nur ein hohles „leuchtendes Schweigen“. Nichts gegen Wandern im Winter und einen ordentlichen Sternhimmel, aber gegen die Gnade unseres Herrn ist das einfach, um es wie ein sächsischer Kabarettist zu formulieren, eine Finkenblähung.
Natürlich war diese Umformulierung auch wie geschaffen für die Musikbücher in der DDR. Schließlich hat man ja dort die Sache auch mit Wörtern wie Jahresendflügelfigur (Wer bekommt raus, was das sein sollte?) auf die Spitze getrieben.
Dienstag, 4. Dezember 2007
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1 Kommentar:
War im Westen gerade bei diesem Lied nicht anders!
Und by the way: Willkommen!
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