Damit ihr mich etwas näher kennenlert, habe ich hier die Geschichte meiner Bekehrung zum Glauben aufgeschrieben:
Geboren wurde ich 1980 in Nordhausen im Bundesland Thüringen. Ich bin der einzige Bruder in einer Familie von vier Schwestern. Meine Großeltern sind alle nicht religiös, das einzige was sich teilweise gehalten hat, sind einige antikatholische Vorurteile.
Da ich aus der ehemaligen DDR komme, habe ich erst später zum Glauben gefunden. Mein Umfeld war insgesamt wenn nicht aktiv atheistisch, so doch durch die fast vollständige Abwesenheit von Religion geprägt, bzw. es wurde mir nichts darüber erzählt. In der Schule machten wir uns über die wenigen Mitschüler lustig, die immer noch in die Kirche gingen. Die wenigen Spuren des Glaubens, die während meiner Kindheit auftauchten, konnte ich daher nicht wahrnehmen. Hinzu kommt noch, dass mein Vater an einer Hochschule Marxismus-Leninismus unterrichtete, von daher war mir selbst so etwas Harmloses wie die Teilnahme am St.-Martins-Umzug in Erfurt, bei dem ich es damals eher auf die Süßigkeiten abgesehen hatte, nicht möglich.
Den ersten Kontakt mit einem Priester hatte ich in der sechsten Klasse, als einige christliche Lehrer uns über den wahren Sinn des Nikolaustages erzählten und dazu den Pfarrer einluden, bei dem ich auch später Taufunterricht haben sollte. Er kam gleich in vollem Ornat und erzählte uns in beeindruckender Weise von Sankt Nikolaus. Auch wenn ich damals noch keine Ahnung hatte, was das genau bedeutete, so weiß ich doch heute: Dieser Mann ist heilig.
In der neunten Klasse, also mit etwa fünfzehn Jahren, erwachte in mir eine tiefere Neugier auf „dieses Geheimnisvolle“. Daher versuchte ich in meinem jugendlichen Ungestüm, die Bibel von vorne bis hinten durchzulesen, da ich dies bisher ja auch mit all meinen anderen Büchern getan hatte. In meiner Naivität setzte ich Gott mit einem menschlichen Wesen gleich und war natürlich empört über das Maß an Verehrung, welches er von Mose und den Israeliten einforderte. Ich kam bis Numeri und gab auf. Das neue Testament hatte ich also bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gelesen.
Die Neugier trieb mich dann weiter, einen Gottesdienst im Erfurter Dom zu besuchen. Auch dies war eine Erfahrung, bei der ich nicht sofort einen unmittelbaren Zugang fand. Da ich zuvor noch nie in meinem Leben einen Gottesdienst besucht hatte und erst einmal überhaupt in einem Kirchengebäude gewesen war, verstand ich nicht, was „der da vorne“ machte.
Über Freunde lernte ich dann den Pfarrer einer kleinen Gemeinde in Erfurt kennen und entschloss mich, den Taufunterricht zu besuchen. Die Grundlage der Katechese war auch wirklich ein richtiger Katechismus, nicht irgendein Glaubensbuch mit irgendwelchen Siebziger-Jahre-Hippies auf dem Cover. So etwas hatte schon damals auf mich befremdlich gewirkt. Wegen meiner atheistischen Grundlage musste der Pfarrer bei mir quasi von Null anfangen. Auf meine Frage, was Gott ist und ob er es mir in fünf Minuten erklären könnte, kam erst mal ein tiefes Lächeln von ihm. Leider starb dieser beeindruckende Priester, der sehr lange in seiner Kirche gedient hatte, nach wenigen Monaten an Kehlkopfkrebs. Zwei Monate später kam ein Schüler aus meiner Klasse, der mein Taufpate werden sollte, bei einem Unfall ums Leben. Ich ging danach noch ab und zu in den Gottesdienst, nahm aber nicht mehr am Taufunterricht teil.
In der Schule standen damals für uns Ethik oder Religion als Wahlfächer zur Verfügung. Da der Ethiklehrer irgendwie besser wirkte, entschloss ich mich, den Ethikunterricht als benotetes Fach zu besuchen und am Religionsunterricht bei einer protestantischen Pastorin auf freiwilliger Grundlage teilzunehmen. Den Religionsunterricht habe ich nach zwei Monaten gestrichen, da ich bei meinem Ethiklehrer, einem Katholiken, der laut eigener Aussage seit zehn Jahren nicht mehr im Gottesdienst gewesen war, mehr über Glauben lernte, als bei der „aktiven“ Pastorin.
Die ganze Zeit über blieb das Gefühl, mal mehr und mal weniger, dass da irgendetwas ist, eine Sehnsucht, dass etwas fehlt.
Zwei Jahre später begann ich dann, in Leipzig Geschichte und Amerikanistik zu studieren. Gegen Ende des ersten Semesters, also im Januar 2001 ging ich spontan zur nächsten katholischen Kirche und habe dies bis heute nicht bereut. Ich wurde vom dortigen Pfarrer, einem Pater der Herz-Jesu-Missionare, sehr offen empfangen. Da ich schon Taufunterricht hatte, schon sehr lange in die Kirche ging und mich auch sonst viel mit dem Glauben beschäftigte, entschloss sich der Pfarrer, mich noch in der Osternacht des gleichen Jahres zu taufen.
Ich wurde oft gefragt, warum ich mich denn nun für die Taufe entschieden habe. Darauf antworte ich immer, dass nicht ich, sondern Gott sich entschieden hat. Das Geschenk war die ganze Zeit da, ich brauchte es nur anzunehmen. Und genau so ist es mit jedem anderen, der die Taufe noch nicht empfangen hat.
Danke, Herr, für deine Gnade!
Freitag, 21. Dezember 2007
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1 Kommentar:
Lieber Martin, vielen Dank für Deine "Geschichte"!
Die Zeit, die GOtt sich nimmt für jeden von uns, kommt uns unterschiedlich lang vor, gemessen in Menschenjahren. Aber das, was Du mitbringst in die Kirche, ist SEin Geschenk an uns alle!
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